With Friends in Africa
Dr.-Ing . W. Falkenberg

 

 

 

 

 

 

WEST-AFRIKA – Erfahrungen, Einsichten, Perspektiven

 

Seit 2005 engagierte ich mich mit mit Projekten zu Abfallverwertung in Westafrika.

Begonnen hat alles im April 2005 mit einer Anfrage und Aufgabenstellung für ein

“Modular Waste Treatment Plant” in Accra/Ghana.

Dabei ging es um die Modernisierung der Abfallwirtschaft von Accra, der Hauptstadt von Ghana.

In vorbereitenden Beratungen mit dem Bürgermeister (Mayor of Accra), Mr. Blankson, wurden Aufgaben und Probleme der Stadt diskutiert und die Möglichkeiten der Adaption, des Einsatzes und der Finanzierung von Anlagen und Technologien aus Deutschland vorgestellt.

Erstaunlich für mich war, daß es kaum Unterschiede zu den Aufgaben und Problemen der Kommunen in anderen Regionen der Welt gibt.
Der Stadtrat von ACCRA geht damit sehr real und pragmatisch um und die gesetzten strategische Ziele erfordern technologische Unterstützung.
Die Probleme im Bereich Abfallwirtschaft häufen sich, haben das politische Bewußtsein erreicht und werden von den Massenmedien zunehmend thematisiert.

Ausgehend von einem Gesamtkonzept, daß von mir erarbeitet und dem Bürgermeister übergeben wurde, ging es darum eine Übersicht zu schaffen, die Diskussion anzustoßen,  Prioritäten zu setzen, gemeinsamen Aufgaben fest zu legen, einen Businessplan zu erarbeiten, die Finanzierung zu sichern und  Projektetappen abzustimmen.

 Accra, Ghana und Westafrika waren ein neues Territorium für unsere Projektierung, für deutsche Technologien und besonders für die Organisation der Geschäftsbeziehungen.  Der Markt für Umwelttechnologien ist da, entwickelt sich rapide und ich konnten feststellen, daß auch aus den Nachbarländern großes Interesse an unseren Projekten zur Abfallverwertung besteht. Daraus ergab sich auch ein Angebot an Freetown/Sierra Leone, das mit Interesse aufgenommen wurde. Wie alle Großstädte hat besonders Lagos/Nigeria unter Abfällen und insbesondere den Plastefolien zu leiden. Zu einem Kurzbesuch konnte ich mich davon persönlich überzeugen.

Ich wurde jedoch sehr bald konfrontiert mit den Besonderheiten, die nicht nur aus den klimatischen Bedingungen resultieren, sondern auf historisch gewachsenen gesellschaftlichen Bedingungen fußen, die weit ab sind von europäischem Verständnis von Arbeitsorganisation, Projektplanung und Finanzierung.  

Während in anderen Regionen, so auch in Osteuropa, strategische Planung als wichtige Aufgabe akzeptiert ist und die dazu erforderliche Infrastruktur und Mechanismen zur Finanzierung vorhanden und handhabbar sind, scheint der Planungshorizont in einem Zielgebiet wie Westafrika gerade wegen der unterentwickelten Finanzinfrastruktur nur sehr kurzfristig angelegt zu sein. Das Prinzip „Cash and Carry“ dominiert in allen Lebensbereichen und läßt sowohl für den individuellen wie auch für alle gesellschaftlichen Bereiche kaum Spielraum für die Umsetzung von Strategien und langfristigen Projekten. Wir haben bald erkannt, daß auch das von Außen mit hereingetragen werden muß!  Das hieß: Erst mit einer gesicherten Finanzierung kann auch das Projekt gesichert werden. Das ist an sich keine neue Erkenntnis! Neu für uns war, daß das nicht mit der Vorstellungswelt und den Gepflogenheiten in Ghana zusammenpaßt. Abwohl vorab die Finanzierung als gesichert angesehen wurde, stellte sich heraus, daß dafür noch gewaltige Vorarbeit zu leisten und dort kaum einer bereit und in der Lage dazu ist (es sei denn er wird sehr gut, möglichst im voraus bezahlt und ist kontrollierbar). Archaisches Denken und feudale Strukturen beeinflussen so alle Lebensbereiche und sind für das Verständnis und Nachvollziehen von Verhaltensweisen elementares Basiswissen.

Da Ghana reich an Bodenschätzen, Gold und Diamanten ist, sollte es für eine gut organisierte Wirtschaftspolitik und Finanzinfrastruktur kein Problem sein, die finanziellen Mittel für wichtige Projekte bereit zu stellen oder die Refinanzierung zu sichern. Das ist leider nicht so. An der Tagesordnung und allgemein als normal anerkannt ist das, was wir hier in Europa Korruption nennen. Welche Ausmaße das dort einnimmt, wurde uns erst später so richtig bewußt, als wir feststellen mußten, daß das gesamte Denken nur auf diesen einen Punkt orientiert ist.

Kaum einen auch noch so hochdekorierten Beamten im Zielgebiet interessiert seine Aufgabe, das Projekt oder die Zukunft auch nicht die eigene, sondern nur das was er heute auf der Hand hat oder bekommt.  So ist auch zu verstehen, was viele auch deutsche Unternehmer mir berichteten: „Erst als sie selbst die Aufgaben, Finanzierung und Kontrolle vor Ort in die Hand nahmen, ging es vorwärts, man kam aus der Verlustzone und es werden heute gute Gewinne erzielt".

Sicher macht das auch Unterstützungen auf und durch die politische Ebene schwierig. Sie ist aber für größere Projekte unabdingbar, weil wichtige Rahmenbedingung zur Absicherung der Projekte nur so geschaffen werden können (Stichwort HERMES-Finanzierung).

Für die Finanzierung und Refinanzierung von Projekten war bald klar, daß es nur einen Weg gab und gibt:

Man muß und kann durch parallele Export/Import Projekte die Finanzierung sichern.
Wenn es gelingt, aus dem Cash Flow solcher Projekte Kreditlinien zu bedienen, dann steht der Lieferung von gefragten deutschen Technologien noch dazu in einem zunehmend auch in ganz West-Afrika politisierten Bereich wie Abfallwirtschaft, Energie und Umweltschutz nichts im Weg. CO2-Zertifikate (CERs) und Projekte lassen die wirtschafliche Attrktivität künftig noch interessanter werden.
 

Wir gingen wir seit Oktober 2005 diesen Weg mit konkreten Projekten, Vereinbarungen und Verträgen, die uns strategisch Markvorteile, die finanzielle Basis für Technologietransfer und die Lieferung von Maschinen und Anlagen sichern sollten. Auch dieser Weg ist unter den „afrikanischen Bedingungen“ weit schwieriger und aufwendiger als erwartet, aber nach Kenntnis der Spezifika bin ich zunehmend in der Lage, Probleme rechtzeitig zu erkennen, zu beherrschen und die Besonderheiten zu unseren Gunsten zu nutzen. Interkulturelles Gespür und zunehmend bessere Sprachkenntnisse halfen mir. Wir haben uns mit meinem Projekt und Auftreten einen guten Namen in Accra erworben. Auch heute kommen noch viele Anfragen. Unser Projekt ist bekannt. Wir können uns schnell und flexibel auf die aktuellen Prioritäten einstellen und haben auch die richtigen Ansprechpartner. Leider kamen eine Reihe von Hindernisse und Probleme hinzu, die, wie sich später herausstellte, Ihre Ursachen bereits vor und mit der Gründung "unserer Struktur" hatten.

Dreh und Angelpunkt ist die Finanzierung.

Ein Ansatz für die Finanzierung von Projekten und weiteren Aktivitäten ist die Realisierung von ALLUVIAL GOLD DUST, einem Rohstoff, der zur genüge in Ghana vorhanden, in Europa gefragt ist und letztlich in geeigneten Raffinerien zu handelsfähigem Gold umgewandelt wird. Persönliche Kontakte, Vereinbarungen und Verträge wurden in Ghana abgeschlossen und erste Erfahrungen mit den komplizierten Exportbedingungen konnten gesammelt werden. Dazu habe ich den direkten Kontakt zu den Produzenten, Eigentümer und staatlich lizensierten Unternehmen, die die erforderlichen Rechte zum Verkauf und Export haben. Damit alles auch geordnet abläuft, müssen die richtigen Dokumente vorbereitet und die Waren exportiert werden. Das verursacht Kosten beim Exporteur in Ghana, für die in den Unternehmen in der Regel kein Geld vorhanden ist (siehe oben Bemerkungen zu Finanzierungshorizonte). Inzwischen habe ich das Know How, die Partner und kennen die Mechanismen von der Erstellung der Dokumente über die Einstellung beim Forwarder bis zum Versand mit der geeigneten Airline. Ausschliesslich erfolgt die Übernahme bzw. der Export-Service über PMMC nach Assaying.  

Mit diesen grundlegenden Erkenntnissen und Erfahrungen lassen sich Projekte und strategische Arbeitsrichtungen vorbereiten, die das Potential haben, weit mehr zum unternehmerischen Gesamtergebnis beizutragen, als alle anderen Projekt und Export/Importgeschäfte zusammen. Sukzessiv lassen sich so weitere Anlagen- und Infrastruktur-Projekte finanziell absichern und Afrika ist nach wie vor und in Zukunft mehr ein Kontinent im Aufbruch. Einen wirksamen Beitrag zur Partnerschaft, zur Entwicklungshilfe, zum wirtschaftlichen und zum gegenseitigen Vorteil kann hier geleistet werden, wenn Know How, Technologie und Kapital zu einem leitungsfähigen Team zusammen finden.

Umwelttechnologien, Energie und Abfallverarbeitung sind auch in den Nachbarstaaten Ghanas gefragt und notwendig.
Côte d'Ivoire, Sierra Leone und Liberia gehören dazu.

Gerne stehe ich Ihnen mit Rat und Tat zur Verfügung.

 

Dr.-Ing. W. Falkenberg